- Themen
- Aus und Weiterbildung
- Föderation
- Fürsorge
- Gemeinschaft
- Geschichte
- Gesetz
- Gesundheit und Sicherheit
- Gleichberechtigung
- Grossbritannien
- Industriell
- International
- Kampagnenarbeit
- Karrieren
- Mitglieder bei der Arbeit
- News von Nautilus
- Niederlande
- Organisieren
- Rechtsansprüche
- Regierung
- Rivercruise
- Schweiz
- Technologie
- Ukraine conflict
- Umwelt
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: Ein dringliches Problem insbesondere auch auf Kreuzfahrtschiffen
10 Februar 2023
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein generelles Problem, doch auf Kreuzfahrtschiffen kommen ja mehrere Faktoren zusammen, die diese Problematik begünstigen können.
This story also has an English version. Read here
Vielen Reedereien ist dieses Problem bewusst und es existieren durchaus Weisungen, Reglemente oder Bord ABCs, die deutlich machen, dass jede Form von Belästigung nicht geduldet wird.
Allerdings werden diese formalen Regeln den genannten Problemen nicht immer gerecht und es bedarf weiterer zielgenauerer Methoden, um überhaupt ersteinmal ein Klima zu schaffen, in der das Thema enttabuiisiert wird.
Umso wichtiger ist es, dass wird Menschen Gehör schenken, die bereit sind, offen zu reden.
Valentina aus Serbien hat uns kontaktiert und um Hilfe gebeten. Neben der individuellen, rechtlichen Beratung konnten wir Sie dafür gewinnen, Ihre Erfahrungen auch öffentlich zu machen.
Hier ist ihr Bericht:
Report Valentina from Serbia on her experiences on board of a Cruise Ship
My name is Valentina – and I was Chef de Partie on a River Cruise Ship sailing on the Danube and the Rhine in 2022. My Chef and supervisor and I had problems since day one. Very first day onboard, Chef accidentally touch my buttocks while he was passing next to me. I wanted to believe that was an accident, but it wasn’t.
Every day he was giving me an eye looks,breathing on my neck, inappropriate comments and accidental touching. I was crying every day and after few days I told my husband that I want to go home.
Not telling him right reason, I signed a resignation letter. I just need to stay 3 more weeks onboard because of company policy. But harassment given by my Chef
continued. I got comments while I was cutting potato gratin, shape was like big salami, that is a too big for me, I’m a little girl and he will show me how to handle that boy thing. His voice, eyes, the way he looked at me...it can’t be explained. Since that day I was afraid of him.
On August 20 I experienced something where I sad to myself-That’s enough!
I was grilling chicken breasts, and Chef was next to me and he told me to make that chick-en juice like Philippine p*say. That’s the way he like it. I was shocked.
We exchanged few more words and later on I told him that I don’t like the way he talked to me. After service time, I inform Hotel Manager about everything. Chef wanted to talk to me right after my meeting with HM. He took me out on open deck, offered me a beer.
He told me that we are buddies and that I missed understand everything. That he was just joking on the same way he was joking with the guys from kitchen. But he wasn’t, and I didn’t missunderstood anything. He didn’t watch guys like he did me, he didn’t talk to them or touch them like he did me. Need to mention that he also apologized for his behavior.
After this happened, I got diarrhea, my heart was fast beating. I even went to a Hospital in Cologne. I wrote to CEOs of the company. They promised that they
will take every disci-plinary actions towards my line manager. But they didn’t. He stayed onboard without any consequences and I was sent home. I organized transportation to our home by myself, paid everything by myself, same as hospital bills. I felt very disappointed, humiliated. Women don’t have any rights
on those ships and that needs to be changed.
Foto: ITF
Valentina hat auch im hat auch im Dezember 2022 auf der Sektionskonferenz der ITF im Amsterdam berichtet.
Dies geschah im Rahmen eines Panels zum ILO Übereinkommen 190 zur Bekämpfung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt. Diese ist seit 2019 in Kraft und muss noch von einigen Ländern wie der Schweiz ratifiziert werden.
Generell begrüssen wir natürlich die Konvention und fordern die Schweiz auf, sie zu ratifizieren. Derzeit prüft die Schweiz diese Konvention juristisch.
Die Regierung weist darauf hin – durchaus zu Recht – dass es in der Schweiz bereits heute verschiedene rechtliche Bestimmungen im Gleichstellungsgesetz, im Obligationenrecht sowie im Arbeitsrecht gibt, die (sexuelle) Gewalt am Arbeitsplatz verbieten und den Arbeitgeber verpflichten, Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmenden zu ergreifen im Rahmen der Fürsorgepflicht.
Allerdings, und dies gilt insbesondere in unseren Branchen, muss viel mehr proaktiv getan werden um vor Ort – in diesem Falle an Bord – ein angstfreies
Klima zu etablieren, in dem Beschäftigte von Anfang an in allen Sprachen ermutigt und befähigt werden, über Probleme zu sprechen.
Sie müssen wissen, an wen Sie sich wenden können. In der Tat haben einige Reedereien bereits ein Bord ABC oder Weisungen, in denen klar und deutlich allen Formen von (sexueller) Gewalt abgelehnt werden. Aber es fehlt an konkreten Angeboten wie die Nennung von (externen) Vertrauenspersonen, an die sich die Beschäftigten wenden können.
Enttabuisierung und transparente Schutzmassnahmen
Wir als Nautilus werden in der kommenden Zeit mit den Reedereien, mit denen wir eine Zusammenarbeit vereinbart haben, darüber reden. Ganz generell gilt es ohnehin ein Klima zu schaffen, in denen es normal ist überhaupt über die Arbeit an Bord mit KollegInnen, aber eben auch mit Dritten, wie uns Gewerkschaften zu sprechen.
Noch immer herrscht insgesamt ein wenig offenes Klima auf vielen Schiffen. Ganz zentral ist natürlich dabei endlich auch die Verbesserung des sehr schlechten Kündigungsschutzes in der Schweiz, der die Angst vergrössert, offen über Probleme zu reden. Siehe hierzu unseren Bericht auf der ersten Seite.
- Hier zur ILO Convention Violence and Harassment Convention in verschiedenen Sprachen.
Markierungen