Mobbing und Belästigung

Belästigung ist mit Mobbing eng verknüpft und wird in den 'Europäischen Richtlinien zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf 1' folgendermassen definiert:

'Eine Form von Diskriminierung, bei der es zu einem unerwünschten Verhalten kommt, das zum Zweck oder den Effekt hat, die Würde einer Person zu verletzten und ein Umfeld zu schaffen, das einschüchternd, böswillig, entwürdigend, erniedrigend oder verletzend ist.'

Sämtliche Formen von Misshandlung am Arbeitsplatz können durchaus als Mobbing oder Belästigung am Arbeitsplatz definiert werden. Nautilus-Mitglieder haben berichtet, dass sie schon sexuelle Belästigung, sexuelle Diskriminierung, Homophobie, Altersdiskriminierung, Rassismus und religiöse Diskriminierung erlebt haben.

Nichts hiervon ist akzeptabel. 'Erklärungen' dafür, dass eine Person eine andere misshandelt, sind im Wesentlichen alles Erscheinungsformen desselben Problems: mangelnder Respekt für andere.

Im Jahre 2010 starb die südafrikanische Kadettin Akhona Geveza unter ungeklärten Umständen an Bord des in Grossbritannien eingetragenen Containerschiffs Kariba.

Der Vorfall ereignete sich, nachdem Frau Geveza einen ranghohen Offizier der Vergewaltigung beschuldigt hatte. In der Folge kam es durch die anderen Kadetten an Bord zu einer Reihe von Vorwürfen, in denen nicht nur von systematischem Mobbing die Rede war, sondern auch von Belästigung.

'Es fühlt sich an, als ob immer jemand alles, was ich mache, bemängelt – es scheint, als ob ich es weder beruflich noch im Umgang mit Kollegen richtig machen kann.'

'Macht jemand anderes einen Fehler oder erzählt einen platten Witz, dann ist das kein Problem. Passiert mir dasselbe, dann wird das als schwerwiegender Verstoss betrachtet. '

'Manchmal schreien mich meine Kollegen an oder sie bedrohen mich – sowohl unter vier Augen als auch vor anderen.'

'Mir gegenüber sagen oder machen Leute oftmals Sachen, von denen sie denken, dass ich diese als verletzend empfinde. Auf diese Weise versuchen sie, eine Reaktion von mir zu evozieren.'

'Mir wurden schon unrealistische Ziele für Deadlines gesetzt oder es war klar, dass es unmöglich sein wird, diese einzuhalten. Dennoch habe ich das Gefühl, es sei meine Schuld, wenn ich diese Vorgaben nicht einhalten kann.'

'Gegen mich wurden aus trivialen oder erfundenen Gründen oder ohne ordnungsgemässe Untersuchung schon Disziplinarmassnahmen verhängt (wie beispielsweise schriftliche Verwarnungen).'

• Recherchiere gründlich: Erkundige Dich gründlich über die Richtlinien Deiner Firma bezüglich Mobbing und Belästigung. Dort sollte dargelegt sein, welches Verhalten von den Angestellten erwartet wird und dort sollte auch erklärt werden, welches der Ablauf beim Einlegen einer Beschwerde ist.
• Mache Notizen: Du solltest nicht nur jeden Vorfall schriftlich festhalten, inklusive der Zeit, dem Datum und den Namen aller Zeugen, sondern auch alle Worte aufschreiben, die Du an den Mobbenden oder an den Belästiger gerichtet hast. Auch Deine Gefühlslage solltest Du notieren (es ist wichtig, klar zu machen, welche Gefühle das Verhalten der anderen Person bei dir ausgelöst haben, damit sich die Geschehnisse nicht als Scherz abtun lassen). Ebenfalls aufbewahrt werden sollten Kopien relevanter Gutachten, Briefe oder Memos.
• Sprich mit dem Mobbenden oder dem Belästiger: Das ist selbstverständlich keine erfreuliche Perspektive, aber es ist sehr wichtig. Einerseits kann es rasch zu einer Veränderung führen, wenn man seine Meinung kundtut. Das ist aber auch etwas, das Du machen musst, wenn die Möglichkeit besteht, dass Du letztlich eine offizielle Beschwerde einreichst. Äusserst Du Dich nicht jetzt gegenüber dem Mobbenden oder dem Belästiger, können diese später argumentieren, ihnen sei 'nicht klar gewesen, dass ein Problem besteht'. Dies kann Deine Position im Rechtsfall erheblich schwächen. Wenn Du mit dem Mobbenden oder Belästiger sprichst, dann ist es wichtig, dies vor Zeugen zu tun. Notiere Dir das Datum, die Uhrzeit und den Ort, an dem Du Deiner Meinung Ausdruck verliehen hast. Gibt der Person zu verstehen, dass Du ihr Verhalten für nicht akzeptabel hältst und bitte sie, damit aufzuhören. Manchmal braucht es gar nicht mehr als das.
• Hole Dir Unterstützung an Deinem Arbeitsplatz: Falls das Mobbing oder die Belästigung nicht aufhört, erzähle – wenn möglich – einem Freund, einem Kollegen oder einem Vertreter von Nautilus davon. Es ist gut denkbar, dass Du nicht der Einzige bist, der unter diesem Verhalten zu leiden hat.
• Kontaktiere Nautilus: Solltest Du unter Mobbing leiden oder belästigt worden sein, warte nicht, bis sich die Krise zuspitzt. Nautilus ist dazu da, Dich dabei zu unterstützen, das Problem zu erkennen und dieses anzugehen.
  
  Am Anfang steht dabei jeweils ein unverbindliches Gespräch, das Dir Deine Möglichkeiten aufzeigt. Wenn Du Mitglied von Nautilus bist, dann kontaktiere Deinen Vertrauensmann an Deinem Arbeitsplatz, wenn es einen solchen gibt. Oder kontaktiere die zuständige Ansprechperson.
  
  Nautilus hat dafür eigens eine E-Mail-Adresse: bullying@nautilusint.org. Weibliche Mitglieder haben die Möglichkeit, eine Frau via women@nautilusint.org zu kontaktieren. Offiziere in Ausbildung und andere junge Mitglieder können sich auch an ymp@nautilusint.org wenden.
  
  Bist Du nicht Mitglied von Nautilus, dann solltest Du darüber nachdenken, der Gewerkschaft beizutreten, denn: Um gegen Mobbing und Belästigung am Arbeitsplatz vorzugehen, empfiehlt es sich, im Kollektiv zu arbeiten.

Es gibt eine Anzahl von Materialien, um gegen Mobbing im maritimen Sektor vorzugehen und es ist notwendig, dass diese möglichst breit gestreut werden, um eine Haltungsveränderung innerhalb der gesamten Weltflotte herbeizuführen:

• Der Nautilus-Leitfaden Schützen und Respektieren hilft Mitgliedern, Mobbing und Belästigung am Arbeitsplatz zu erkennen und dagegen vorzugehen.
• Ein Video von der ETF, Sage Nein zu Mobbing, Sage Nein zu Belästigung, spielt verschiedene Mobbing-Szenarien an Bord eines Schiffes durch. Das begleitende Arbeitsbuch ermutigt die Zuschauer dazu, die angesprochenen Themen zu diskutieren und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an ihrem Arbeitsplatz umzusetzen.
  
• Die ECSA/ETF Richtlinien für Reedereien zur Eliminierung von Mobbing und Belästigung am Arbeitsplatz.

Mitglieder sind dazu aufgerufen, das Video, das Arbeitsbuch und andere Literatur via soziale Medien und an ihrem Arbeitsumfeld möglichst breit zu streuen. Nautilus arbeitet auch mit einer Anzahl von Arbeitgebern zusammen, um Schulungen für die gesamte Belegschaft anzubieten. Dies, damit alle Mobbing und Belästigung an maritimen Arbeitsplätzen erkennen und dagegen vorgehen.